Intensivtransport

Die Verlegung von medizinisch kritischen Patienten stellt besondere Anforderungen an Personal und Ausstattung: Denn die Versorgung auf Intensiv-Niveau muss während des gesamten Transportprozesses gewährleistet sein.

Bereits seit 1988 widmet sich unsere Tochtergesellschaft MKT - das Marburger Krankenpflegeteam - dem Intensivtransport mit größtem Engagement. Durch Kompetenz und langjährige Erfahrung haben wir uns bundesweit einen exzellenten Ruf erworben. Unser Konzept hat maßgeblich dazu beigetragen, diese hochspezialisierte Dienstleistung auch andernorts zu etablieren.

Inzwischen werden in den meisten Bundesländern Intensivtransport-Systeme eingesetzt. In Hessen werden vier Intensivtransportwagen (ITW) und ein Intensivtransporthubschrauber (ITH) vorgehalten. Die eingesetzten Fahrzeuge werden von den jeweils für den Standort der ITWs zuständigen zentralen Leitstellen koordiniert.

Fakten zum ITW-Konzept Mittelhessen

Leistungsspektrum

Patientenspektrum:
Vom Frühgeborenen- bis hin zum Schwerlast-Transport

Indikationsspektrum:
Vom überwachungspflichtigen Koronarpatienten bis zum schwerkranken Beatmungspatienten.

Transportspektrum:
Regionale Transporte bis hin zu internationalen Langstreckentransporten.

Personelle Besetzung

  • Ärztliche Betreuung: 1x Fachärztin oder -arzt der Anästhesiologie/Notfallmedizin
  • Rettungsdienst-Besatzung: 2x RA/NotSan oder 1x RA/NotSan + 1x Fachpflegekraft Intensivmedizin.

 

ITW-Flotte

  • Das ITW-System Mittelhessen ist aufgrund seines Ausstattungskonzeptes sowohl für Sekundäreinsätze, als auch für Primäreinsätze gleichermaßen einsetzbar. Jedes Fahrzeug verfügt zu diesem Zweck über die gleiche modulare Ausstattung, die auch bei RTW/NEF für die Erstversorgung aus dem Fahrzeug entnommen wird (Notfallrucksack, Corpuls C3, Weinmann Accuvac Rescue).
  • Fünf baugleiche Fahrzeuge sind in den Landkreisen Marburg-Biedenkopf und Gießen stationiert.
  • Alle Fahrzeuge können individuelle Zusatzausstattung  aufnehmen, wie z.B. Intensivtransportinkubator, weitere Spritzenpumpen oder spezielles Equipment des anfordernden Krankenhauses (z.B. IABP oder transportable ECMO).

Der ITW: Mercedes Benz Sprinter mit Kofferaufbau

Seit September 2019 werden Mercedes Benz Sprinter mit Kofferaufbau Typ C eingesetzt. Bei der Austattung und dem Innenausbau dieser Fahrzeug-Generation steht das ergonomische Arbeiten bei gleichzeitig optimaler Patientenversorgung im Vordergrund. So garantiert beispielsweise die elektrohydraulische Fahrtrage mit elektrisch betriebenem Befestigungssystem die Patientensicherheit und erlaubt rückenschondendes Arbeiten beim Ein- und Ausladevorgang.

Darüberhinaus sind die ITWs u. a. für den Transport von Schwerlastpatienten ausgelegt und auch für Notfalleinsätze im regulären Rettungsdienst vollwertig ausgestattet.

  • Der Intensivtransportwagen (ITW) Foto: Ingo Becker
  • Die Intensivtrageeinheit (ITE) beim Einladen.
    Die Intensivtrageeinheit (ITE) beim Einladen.
  • Die Intensivtrageeinheit (ITE) des ITW.
    Die Intensivtrageeinheit (ITE) des ITW.
  • Das Beatmungsgerät im ITW. Foto: RDMH
    Das Beatmungsgerät im ITW. Foto: RDMH
  • Das EKG im ITW. Foto: RDMH
    Das EKG im ITW. Foto: RDMH
  • Bedienpaneele im ITW. Foto: RDMH
    Bedienpaneele im ITW. Foto: RDMH
  • Die Geräte an ihren Halterungen im ITW. Foto: RDMH
    Die Geräte an ihren Halterungen im ITW. Foto: RDMH
  • Blick von der Seitentür in den ITW. Foto: RDMH
    Blick von der Seitentür in den ITW. Foto: RDMH

Neonatologischer Intensivtransport

Neonatologische Intensivtransporte ("Baby-NAW") werden aus dem Fahrzeugbestand der Intensivtransportwagen abgedeckt. Diese Fahrzeuge können bei Bedarf alle mit einem speziellen Inkubator ausgestattet werden.

Ergänzt durch den Intensiv-Transportinkubator und weiteres spezielles neonatologisches Equipment steht eines der Fahrzeuge den Entbindungskliniken in der Umgebung rund um die Uhr für die Erstversorgung und den Transport von Früh- und Neugeborenen zur Verfügung. Bei Bedarf kann der „Baby-NAW“ auch zu lebensbedrohlichen Notfallsituationen bei Kindern ausrücken.

Zum Einsatzteam gehören grundsätzlich eine Ärztin oder ein Arzt, eine Pflegekraft der Kinderintensivstation sowie speziell dafür geschultes Rettungsdienstpersonal des DRK Rettungsdienst Mittelhessen.

  • Sicheres Ein- und Ausladen mit der elektrohydraulischen Fahrtrage. Foto: Jens Vornam
    Sicheres Ein- und Ausladen mit der elektrohydraulischen Fahrtrage. Foto: Jens Vornam
  • Innenansicht des Neo-ITW. Foto: Jens Vornam
    Innenansicht des Neo-ITW. Foto: Jens Vornam
  • Innenansicht des Neo-ITW. Foto: Jens Vornam
    Innenansicht des Neo-ITW. Foto: Jens Vornam

ECMO-Mobil

Zusammen mit dem Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und dem DRK Kreisverband Marburg-Gießen e.V. hat der RDMH 2021 das Kooperationsprojekt "ECMO-Mobil" ins Leben gerufen. Als Teil des ITW-Systems Mittelhessen erweitert es die intensivmedizinische Versorgung in der Region.

Das ECMO-Mobil ermöglicht es, schnell ein ECMO-Team bestehend aus erfahrenem ärztlichem Personal sowie das benötigte Equipment in die Einrichtung zu bringen, in dem eine zu versorgende Person dringend eine extrakorporale Membranoxigenierung (ECMO) benötigt. Die Ärztinnen und Ärzte werden dabei von Mitarbeitenden aus dem Rettungsdienst unterstützt.

Im Anschluss an die ECMO-Implantation wird die behandelte Person entweder durch die Luft mit einem Hubschrauber oder bodengebunden durch einen Intensivtransportwagen (ITW) ins Zentrum des UKGM verlegt.

 

  • ECMO Logo. Foto:
  • Das ECMO-Mobil. Foto: RDMH
  • ECMO-Logo. Foto: RDMH
  • Foto: DRK KV Marburg-Gießen
  • Foto: RDMH
  • ECMO an der Intensivtrageeinheit (ITE). Foto: Jens Vornam
  • ECMO im Intensivtransportwagen (ITW). Foto: Jens Vornam

Ansprechpartner


Jens Vornam

 

Tel.: 0800/ 083 26 63

E-Mail: intensivtransport(at)rdmh(dot)de

Jens Vornam

Jens Vornam

Bereichsleiter Intensivtransport und Baby-NAW Marburg

Die Geschichte

Bis Ende der achtziger Jahre galten kritisch kranke Intensiv-Patientinnen und -Patienten häufig als nicht transportfähig oder wurden bei entsprechender Wetterlage mit Rettungshubschraubern transportiert.

Im Zuge der Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft führte die zunehmende Zahl zeitaufwendiger, arztbegleiteter Verlegungen zu einer Überforderung der Notfallrettung.
Das Marburger Krankenpflegeteam (MKT), Ende der 80er Jahre noch privater Rettungsdienst in Marburg, leistete in dieser Zeit gemeinsam mit dem damaligen Universitätsklinikum Marburg entscheidende Pionierarbeit im Bereich des bodengebundenen Intensivtransports.

Meilensteine

1988

Unser erster bodengebundener Intensivtransport: Ein 16-jähriger Junge mit schwerem ARDS und beginnendem septischen Multiorganversagen soll von Bremerhaven zum ECCO-Zentrum der Uni-Klinik Marburg transportiert werden. Aufgrund schlechten Wetters kann nicht geflogen werden. Kurzerhand wird das "Marburger Anästhesie Air Transport System" (MAATS) - eine Bundeswehrtrage mit darauf montierten Gasflaschen, Akkus und spezieller Medizintechnik - in den damaligen Baby-NAW (Mercedes 250 E "lang/hoch") verladen. Der Transport verläuft problemlos, und man beschließt, das Konzept für bodengebundene Intensivtransporte weiter zu betreiben und auszubauen.

1992

Indienststellung des ersten, speziell konzipierten ITW: Ein amerikanischer Ford E350 - erstmals in Deutschland - mit größerer Patientenkabine sowie einer Fahrtrage mit daran montiertem Gerät (Servo 300, mobile Gasversorgung, Intensivmonitor, Spritzenpumpen) machen das Mitführen des MAATS überflüssig. Dieses Grundkonzept bewährt sich in der Folge über neun Jahre auf mehr als 350.000 Kilometern. Auch schwierigste Transporte auf langen Strecken verlaufen stets komplikationslos. Bundesweite Anfragen anderer potentieller Anbieter von Intensivtransporten bestätigen uns in unserer Pionierarbeit. So wurde etwa das Konzept des ersten thüringischen ITW mit maßgeblicher Unterstützung aus Marburg entwickelt; auch in Regensburg wurde auf die Marburger Erfahrungen zurückgegriffen.

1993

Das Rettungsmittel ITW wird auch politisch etabliert: Als erstes Bundesland ermittelt Hessen den Bedarf für eine flächendeckende Vorhaltung und erprobt den Betrieb an den drei Standorten Kassel, Marburg und Frankfurt. Im Oktober 1994 wird dieser Bedarf bestätigt und festgeschrieben. Die zentrale Steuerung erfolgt nun über die in Frankfurt ansässige KST (Koordinierungsstelle für spezielle Sekundärtransporte). Die "Bund-Länder-Kommission Rettungswesen" empfiehlt das hessische Modell zur Nachahmung.

2002

Im Frühjahr geht eine neue ITW-Generation in Dienst: Ein luftgefederter Mercedes Sprinter 416 CDI mit crash-sicherem Kofferaufbau aus England mit völlig überarbeiteter Intensivtrage und aktualisierter Medizintechnik.

2003

Ein vierter ITW-Standort in Gießen, betrieben durch das Marburger Krankenpflege Team, ergänzt seit dem Sommer das Angebot für die weiterhin steigenden Anfragen von arztbegleiteten Sekundärtransporten in Hessen.

2005

Ende des Jahres  beauftragen die Leistungsträger das MKT für die Durchführung von Intensivtransporten an den Standorten Marburg und Gießen für weitere acht Jahre. 

2007

Der ITW am Standort Gießen wird seit dem Sommer rund um die Uhr als Präsenzdienst vorgehalten.

2008

Im April geht die nächste ITW-Generation in Dienst: nach mehr als einer dreiviertel Million Kilometer auf Deutschlands Straßen lösen drei neue Fahrzeuge des Typs Mercedes Benz 418 CDI Sprinter die bisherige Fahrzeugflotte ab.

Herzstück der neuen Fahrzeuge ist ein modernes, speziell entwickeltes Tragensystem, in das sämtliche Medizingeräte integriert sind. So können alle lebenswichtigen Funktionen des Patienten unterbrechungsfrei „von Bett zu Bett“ überwacht und behandelt werden. Zur Ausstattung gehören zum Beispiel ein modernes Beatmungsgerät, Überwachungsmonitore oder auch Spritzenpumpen, um Medikamente kontinuierlich und in der erforderlichen Dosierung zu verabreichen.

2011

Die aktuelle ITW-Generation wird in Dienst gestellt. Die durch ihre Länge markanten Sprinter bieten noch mehr Fahrkomfort für Patientinnen und Patienten und weiterentwickelte Raumnutzung für die medizinische Versorgung. Wahrscheinlich größte Neuerung ist die hinten am Fahrzeug angebrachte Hubbühne, die schonendes Ein- und Ausladen der Patientinnen und Patienten ermöglicht. Die Arbeit des Rettungsdienstpersonals wird durch dieses Hilfsmittel wesentlich erleichtert.

2013

Die ITW erhalten ein neues Gesicht: Durch die Beschriftung wird die Sichtbarkeit verbessert und so die Sicherheit erhöht.

2018

Zum 1. Juni hat der DRK Rettungsdienst Mittelhessen (RDMH) für die Einsätze im neonatologischen Interhospitalverkehr (Baby-NAW) drei leistungsfähige Transportinkubatoren auf dem neuesten Stand der Technik beschafft, die die bisherigen Systeme ersetzen. Die Inkubatoren sind mit modernster, umfangreicher Medizintechnik ausgestattet. Damit werden sämtliche Anforderungen an die spezielle Versorgung von Früh- und Neugeborenen vollständig erfüllt.

Foto: RDMH

2019

Im September treten fünf Mercedes-Spinter mit Kofferaufbau den ITW-Dienst an. Bei der Austattung und dem Innenausbauau dieser Generation steht das ergonomische Arbeiten bei gleichzeitig optimaler Patientenversorgung im Vordergrund. Zudem sind diese ITWs für den Transport von Schwerlastpatienten ausgelegt und auch für Notfalleinsätze im regulären Rettungsdienst vollwertig ausgestattet.

Fahrerseite des ITW.

2021

Im Juni 2021 hat das UKGM Marburg mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, dem DRK Rettungsdienst Mittelhessen (RDMH) und dem DRK Kreisverband Marburg-Gießen e.V. ein Kooperationsprojekt gestartet: Mit dem „ECMO-Mobil“ (ECMO = Extrakorporale Membranoxygenierung), das durch zwei erfahrene Fachärzte des UKGM Marburg zusammen mit einem Rettungsdienst-Mitarbeitenden besetzt wird, kann das Team in ein Krankenhaus fahren, aus dem ein Patient mit Lungenversagen übernommen werden muss und schon dort die ECMO implantieren. Danach kann der betreffende Patient mit einem ITW oder einem Hubschrauber ins UKGM Marburg verlegt werden. Für den RDMH ist die Etablierung des ECMO-Mobils ein wichtiger Meilenstein, mit dem im Zusammenspiel mit dem ITW-System Mittelhessen das Leben hochkritischer Patientinnen und Patienten gerettet werden kann.