Vom kanadischen Rettungsdienst lernen: Chief Paramedic besucht Mittelhessen

Ein mehrfach verschobener Besuch des Chief Paramedic of Canada, J. D. Heffern, in Deutschland konnte in diesem Jahr endlich stattfinden. Auf dem hessischen Rettungsdienst-Symposium in Hohenroda gab er den Vertretern deutscher Rettungsdienste in einem zukunftsweisenden Vortrag Einblicke in die Entwicklung der kanadischen Notfallversorgung und setzte damit wichtige Impulse.

Zustande gekommen war der Kontakt durch einen Austausch beim BRK Regensburg. Hier lernte Markus Müller, Geschäftsführer des DRK Rettungsdienstes Mittelhessen (RDMH), Heffern und wurde von ihm nach Kanada eingeladen. Er freute sich sehr, dass Heffern nun den Gegenbesuch antrat. „Das kanadische Konzept der Notfallversorgung ist wirklich spannend. Auch der deutsche Rettungsdienst könnte von einer solchen Lösung profitieren, denn hierzulande kämpfen wir mit Versorgungs- und Personalengpässen. Wir müssen andere Wege gehen. Dafür können wir vom Beispiel Kanada lernen“, bekräftigte er.

Heffern stellte vor, wie sehr das heutige Berufsbild „Paramedic“ von Eigenständigkeit geprägt ist und welche Erfolge die kanadische Notfallversorgung durch den Einsatz so genannter Community Paramedics erzielt hat. An ihren Einsatzorten stellen die Paramedics eigenverantwortlich eine umfassende notfallmedizinische Versorgung sicher. In vielen Fällen ist sie so gut, dass ein Transport ins Krankenhaus vermieden werden kann – zum Wohle der Patienten und mit deutlichen Einspareffekten für das Gesundheitssystem.

Nach dem Symposium in Hohenroda nahm J. D. Heffern auf Einladung des DRK Rettungsdienstes Mittelhessen die Gelegenheit wahr, den RDMH und die Universitätsstadt Marburg einige Tage lang kennenzulernen. Nach einem Besuch auf der Rettungswache Kirchhain  war er zu Gast im Simulationszentrum, auf der Leitstelle Marburg-Biedenkopf und lernte zudem zahlreiche Aspekte der betrieblichen Infrastruktur beim RDMH kennen. Am Folgetag schloss sich eine englischsprachige Führung durch die Stadt Marburg und durch die alte Universität an.

Während des Besuchs ergab sich für Heffern auch die Möglichkeit, an einem Stammtisch zur psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) beim RDMH teilzunehmen. Hier stellte er den Anwesenden vor, wie diese Unterstützungsstrukturen für Einsatzkräfte in Kanada organisiert sind. Im Abgleich ergab sich, dass die kanadischen Strukturen fast deckungsgleich mit denen beim RDMH sind. Darüber freute sich insbesondere Markus Müller: „Man kann daran gut erkennen, welchen Erfolg Systeme entwickeln können, wenn sie auf der Basis gesicherten Wissens und stetigen Lernens organisiert sind“, sagte er.

Der Besuch von J. D. Heffern endete am 21.11.2023 mit dem Besuch des Forums Rettungsdienst der Björn Steiger Stiftung am Frankfurter Flughafen. Hier bot sich eine weitere Gelegenheit zum kanadisch-deutschen Austausch zum Thema Rettungsdienst. „Wir waren wechselseitig begeistert von diesem Blick über den Tellerrand“, fasste Müller abschließend zusammen. „Mich hat dieser Austausch persönlich bereichert und mir Mut gemacht, weiter nach innovativen Wegen für die notfallmedizinische Versorgung bei uns zu suchen. Dieser Austausch sollte unbedingt fortgesetzt werden. Dafür werde ich mich persönlich einsetzen.“

Vortrag beim Hessischen Rettungsdienst-Symposium

(von links): Ing. Christof Chwojka (Geschäftsführer, Björn-Steiger-Stiftung), Nicole Steiger, J.D. Heffern, Dr. Christian Hermanns (Moderator Forum-Rettungsdienst), Pierre-Enric Steiger (Präsident der Björn-Steiger-Stiftung)