COPSOQ-Befragung liefert erste Ergebnisse
Die Mitarbeitenden im Rettungsdienst sind zahlreichen physischen und psychischen Belastungen (u.a. Gewalt im Einsatz, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Möglichkeiten der Mitgestaltung am Arbeitsplatz, Zeitdruck, etc.) ausgesetzt. Durch die Veränderungen im Gesundheitswesen (Arbeitsverdichtung) und im speziellen (Missbrauch des Notrufs) in der präklinischen Notfallversorgung steigt das Risiko für psychische Belastungen stetig an. Hieraus resultiert ein erhöhtes Risiko von Beanspruchungsfolgen.
Das Modellprojekt untersucht im Kontext des Präventionsgesetzes die psychischen Belastungen im Berufsalltag des Rettungsdienstes. Ziel ist die Verbesserung der individuellen Gesundheit. Der erste Schritt hierzu ist eine psychische Gefährdungsanalyse, um den aktuellen Ist- Zustand zu analysieren. „Wir wissen, dass die Arbeitsbelastung für unsere Mitarbeitenden hoch sind und die Anforderungen zunehmen. Mit der Beteiligung an der Studie wollen wir weitere Anhaltspunkte bekommen, um die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter zu fördern und zu schützen. Die ersten Ergebnisse sind hier schon ein guter Anhaltspunkt“, erklärt Personalleiterin Anne Leibfried. Der RDMH hat bereits ein facettenreiches betriebliches Gesundheitsmanagement etabliert. Eine Vielzahl von gesundheitsfördernden Maßnahmen und Angeboten stehen den Mitarbeitenden zur Verfügung – z.B. die Psychosoziale Notfallversorgung, Gesundheitskurse oder die Unterstützung einer gesunden Ernährung sowie fortlaufende Anpassungen des Arbeitsplatz und des Arbeitsmaterials wie z.B. die Einführung elektrohydraulischer Tragen.
Mit Hilfe eines umfangreichen, standardisierten Fragebogens – dem Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPOSOQ) wurden die Mitarbeitenden befragt. Der Bogen erfasst psychische Belastungen und Beanspruchungen am Arbeitsplatz. Auf Basis einer Referenzdatenbank lassen sich die Ergebnisse mit den Werten von anderen Branchen und Berufsgruppen gegenüber stellen.
Insgesamt 285 Mitarbeitende des RDMH nahmen an der Befragung teil. Das entspricht einer Rücklaufquote von 34 Prozent – damit sind die Ergebnisse repräsentativ.
Positive Werte erreichte die Befragung bei der Bedeutung der Arbeit, den persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten und der Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz. Viele Mitarbeitende bewerteten zudem die Unterstützung bei der Arbeit („Wie oft erhalten Sie Hilfe und Unterstützung von Kolleg/innen oder Vorgesetzten?“) positiv. Auch die häufigen sozialen Kontakte während der Arbeitszeit und die generelle Arbeitsatmosphäre sowie das Gemeinschaftsgefühl erhielten gute Bewertungen.
Ein auffälliges Ergebnis wurde im Bereich „emotionale Anforderungen“ erkennbar. Bei Fragen wie „Ist Ihre Arbeit emotional fordernd?“ stimmten besonders viele Mitarbeitende zu. Der Wert lag deutlich höher als bei Vergleichsbefragungen anderer Berufsgruppen. Ähnliche Werte wie bei anderen Berufsgruppen wurden dagegen bei Fragen zur Arbeitszufriedenheit und dem allgemeinen Gesundheitszustand erzielt. Auch denken im Rettungsdienst nicht mehr Menschen an einen Berufswechsel als in anderen Berufsgruppen.
Die Ergebnisse der Befragung fließen in die weitere Forschungsarbeit ein und helfen bei der Entwicklung von Maßnahmen und Angebote. Die erste Zwischenbilanz des Forschungsbeirates ist positiv. Die Offenheit und Veränderungsbereitschaft auf Seiten der Rettungsdienste sei überaus hoch, so die Dekanin des Fachbereichs Humanwissenschaften Prof. Dr. Britta Wulfhorst. Die Ergebnisse werden auf Fachtagungen vorgestellt und sorgen für eine Sensibilisierung für das Thema. „Eine sinnvolle Verzahnung von Theorie und Praxis“, so Leibfried.