Wie ein FSJ im Rettungsdienst abläuft, können Erik Weiershausen, Leonie Truß, Sarah Meyer und Sophia Wilhelm beurteilen, die seit 2015 ein Freiwilliges Soziales Jahr beim DRK Rettungsdienst Mittelhessen absolvieren. „Ich habe mich schon immer für den medizinischen Bereich interessiert. Für mich ist das FSJ eine Möglichkeit, die Zeit bis zum Studium zu überbrücken und gleichzeitig zu testen, ob mir dieser Bereich wirklich liegt“, erklärt die 19-Jährige Leonie. Auch Erik möchte nach seinem FSJ studieren, allerdings nicht im medizinischen Bereich. „Die Ausbildung und der Führerschein, die ich im FSJ erworben habe, ermöglichen es mir, während meines Studiums als Nebenjob weiter im Rettungsdienst zu arbeiten.“
Zu Beginn des Jahres stand zunächst die Qualifizierung zum Rettungssanitäter auf dem Plan. Vier Wochen Theorie, je vier Wochen Praktikum in einer Klinik und auf einer Rettungswache, abschließend eine Prüfung. „Die vier Wochen Theorie sind eine Art Crashkurs. Natürlich ist es viel auf einmal, aber ich fand den Unterricht total interessant“, sagt Sophia. „Auf das Klinikpraktikum hatte ich erst nicht so viel Lust. Es war aber total toll: Ich habe viel gezeigt bekommen und gelernt“, meint Sarah. An ihren ersten Einsatz während des Praktikums auf der Rettungswache kann sich die 19-Jährige noch gut erinnern. „Mein erster Einsatz war ein Herzinfarkt. Ich war sehr nervös, aber die Kollegen nehmen einem die Aufregung, in dem sie genau sagen, was man tun muss.“
Nach der erfolgreich abgelegten Prüfung zum Rettungssanitäter bekommt jeder Freiwillige feste Partner zugeteilt. Das sind Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter, welche die die jungen Kolleginnen und Kollegen weiter anleiten können. Erik und Leonie sind beide auf der Rettungswache in Biedenkopf eingesetzt. „Ich hatte bisher zum Glück keinen richtig schlimmen Einsatz. Wir fahren auch häufig Krankentransporte, es sind ja nicht immer Notfälle“, sagt Erik. Sarah und Sophia sind beide für Marburg-Ost eingeteilt, verrichten ihren Dienst in Stadtallendorf, Neustadt oder Kirchhain. „Mir gefällt die Arbeit im Ostkreis und mit den Kollegen verstehe ich mich sehr gut. Wenn keine Einsätze sind, kochen wir zusammen, sehen fern oder erledigen Papierkram“, sagt Sarah. „Auf dem Land sind die Rettungswachen mit weniger Teams besetzt, das macht die Zusammenarbeit aber auch viel familiärer“, ergänzt Sophia.
Den gesamten Ablauf des Freiwilligendienstes koordiniert beim DRK Rettungsdienst Mittelhessen eine Trägerstelle. Dazu gehört auch die Planung von Seminartagen, an denen alle FSJler einer Gruppe teilnehmen. „Wir besprechen dort inhaltliche Themen oder machen gemeinsame Ausflüge. Wir waren zum Beispiel auf Hof Fleckenbühl oder im Anatonicum“, sagt Sarah.
Der Kontakt mit den Menschen und den Kollegen, die abwechslungsreiche Arbeit und der Austausch mit den anderen FSJlern: Das nennen alle als positive Aspekte ihrer Arbeit. Natürlich gibt es auch Schattenseiten. „Die häufige Arbeit an den Wochenenden ist manchmal nervig. 12 –Stunden-Schichten sind teilweise auch anstrengend. Als Ausgleich versuche ich so oft wie möglich Sport zu machen“, erklärt Erik.
Die Entscheidung für das FSJ bereuen alle vier nicht. Leonie ist sich mittlerweile sicher, dass sie das richtige Berufsfeld ausgesucht hat. „Sollte es mit dem Studium nicht klappen, könnte ich mir auch eine Ausbildung als Notfallsanitäterin vorstellen“, erklärt sie.
Sarah wird dem medizinischen Bereich treu bleiben, sie will im Anschluss Pflege- und Gesundheitsmanagement studieren. Und auch Sophia hat durch das FSJ das richtige Berufsfeld gefunden. „Ich möchte gern die Ausbildung zur Notfallsanitäterin machen und Berufserfahrung sammeln. Vielleicht studiere ich später noch Medizin“, sagt die 19-Jährige.